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Bin ich auch als dicke Mum eine gute Mum?

Bin ich auch als dicke Mum eine gute Mum?

Eine Mum zu sein ist nicht immer leicht – das wissen wir alle. Es ist schön, lustig, aufregend und voller Liebe. Es ist aber gleichzeitig anstrengend und nervenaufreibend. Wie meine Kinder ihre einzelnen Phasen durchleben, tue ich das als Mama ebenfalls. Von der ersten Minute an war ich eine stolze Mama! Ganz gleich ob meine kleinen Babys schnell oder langsam in ihrer Entwicklung vorankamen – ich war und bin immer stolz. Umso älter Big Lu und little Ne werden, desto öfter bin ich auch eine unsichere Mum.

Sind meine Erziehungsansätze richtig? Setze ich die richtigen Grenzen? Gebe ich zu viele Freiräume? Viele Mums von euch werden jetzt vielleicht grinsen, weil sie mit ihren Kindern schon „weiter sind“ und für widerum andere Mums von euch, scheint das alles noch weit weg. Es gibt allerdings einige Gedanken in meinem Kopf, die nicht jede Mum hat. Dabei dreht es sich oft darum: Bin ich als dicke Mum eine gute Mutter? Diese Frage hört sich vielleicht etwas komisch an. Der Körperumfang hat doch nichts mit der Liebe zu seinen Kindern zu tun oder meiner Art als Mama. In gewisser Weise stimmt das auch und doch ist mein Gewicht ein gewichtiger Grund, warum ich manchmal an mir zweifele. Ich möchte euch erzählen, was es bedeutet eine dicke Mum zu sein.

Vor einigen Monaten kam little Ne am Abend zu mir und hat mir etwas gesagt, dass mir die Tränen in die Augen schießen ließ. Sie meinte: „Mama, ich wünsche mir, dass du dünn bist.“ WOW! Was für ein Wunsch von einer 4jährigen. Es schossen mir in diesem Moment so viele Gedanken durch den Kopf und ich erlebte in einer Minute ein totales Gefühlschaos. Ich musste mich wirklich kurz sammeln um überhaupt auf ihren Wunsch etwas erwidern zu können. Ich sagte, dass es nunmal unterschiedliche Menschen gibt. Dicke und dünne, genau wie große und kleine. Und egal ob ich dünn oder dick bin, dass ich sie immer gleich lieb haben werde. Aber die eigentliche Frage, konnte ich ihr in diesem Moment nicht stellen. Ich war geschockt, enttäuscht und fühlte mich von meiner kleinen Tochter angegriffen. Also ging ich in die Abwehrhaltung. Im Nachhinein, macht es mich traurig, dass ich so reagiert habe. Hätte ich doch einfach nach dem WARUM? gefragt, dann wäre mir eine schlaflose Nacht erspart geblieben. Da dieses Thema unmittelbar vor dem Schlafen gehen aufkam, beließ ich es dabei und habe mich erstmal ausgeheult, als die Kids im Bett waren. Am nächsten Tag war ich gefasster und habe mich mit little Ne nochmal zusammen gesetzt und nach dem Grund gefragt, warum sie sich eine dünne Mama wünscht. „Damit XY dich nicht mehr dicke Mama nennen kann!“ Die ganze Nacht hatte ich mir Horrorszenarien ausgemalt, warum meine Tochter eine dünne Mum haben möchte. „Sie schämt sich für dich.“ war das schlimmste von allen. Aber statt Ablehnung hat sie das aus einem ganz anderen Grund gesagt, nämlich Liebe. Sie war traurig, weil XY mich so nannte und es aus ihrer Sicht ein Schimpfwort war. Sie wollte mich beschützen und der Kinderlogik zufolge muss die Mum halt dünn werden, dann kann niemand mehr sagen, dass sie dick ist. Die ganze Angelegenheit konnte ich im Endeffekt durch ein Gespräch mit little Ne und XY klären – alle waren wieder glücklich und zufrieden.

Wenn man wie ich eine dicke Mum ist, betrifft das nicht nur einen selbst. Es ist nicht meine Privatangelegenheit, denn meine Kinder werden im Laufe der Zeit damit konfrontiert. Es müssen nicht immer negative Erlebnisse sein. Manchmal ist es die einfache Frage, ob ich im Karussel mitfahren will und NEIN antworten muss, weil das kleine Auto zu wenig Platz für mich als dicke Mum bietet. Oder es sind die Blicke Aussenstehender, die meine Kinder wahrnehmen, teilweise viel mehr als ich selbst, weil ich gelernt habe eine Schutzmauer um mich zu errichten. Allein die Tasache dass ich vor meinen Kindern nicht in die Hocke gehen kann,zeigt, dass ich als dicke Mum manchmal auch eingeschränkt bin. Natürlich nehmen meine beiden Süßen das nicht so wahr. Sie kennen mich nicht anders. Sie sind glücklich mit mir und nehmen mich an wie ich bin – das finde ich toll. Dennoch weiß ich, was ich schon alles verpasst habe. Gemeinsames Rutschen oder Schaukeln auf dem Spielplatz konnte ich nie mit meinen Kindern machen.  Und genau diese Dinge lassen mich manchmal zweifeln. Denn auch das bedeutet es eine dicke Mum zu sein. Zu sehen, was man aufgrund seines Übergewichts verpasst.

Ich habe mich dazu entschieden mit meinen Kindern offen zu reden. JA, ich bin eine dicke Mum. JA, es gibt Dinge die können wir nicht miteinander machen, weil ich dick bin. JA, andere Leute lachen auch mal über mich, ABER egal ob ich dünn oder dick bin: Ich werde dich immer gleich lieb haben! Es ist mir nicht so wichtig, wenn andere Menschen über mich lachen oder mir mit Abneigung entgegentreten, das Wichtigste ist, dass DU mich so lieb hast wie ich bin. Und wenn es nicht mein Gewicht ist, dann ist es vielleicht meine Nase, meine Frisur oder mein Outfit was andere stört. Es wird immer jemanden geben, den irgendetwas stört.

Der Grund meiner Abnahme habe ich meinen Kindern übrigens wie folgt erklärt: „Ja, eure Mum möchte dünner und leichter sein, damit ich auch mal mit euch oben auf dem Hochbett kuscheln kann.“ – und darauf freue ich mich schon heute 🙂

 

Liebe Grüße

Eure NeLuMum



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