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Ein falsches Selbstbild

Ein falsches Selbstbild

Seit 10 Monaten mache ich Diät. Meine Kilos purzeln und ich freue mich über meine bisherige Abnahme von über 35 kg. Selbst wenn ich in einer Woche mal über die Stränge geschlagen habe, ist es okay wenn sich ein kleines Plus auf meiner Waage abzeichnet. Natürlich nervt es mich, weil ich mich dann oft frage, ob das überhaupt nötig war. Dennoch bin ich an einem Punkt angekommen, dass ich endlich sagen kann: Ja, ich habe abgenommen. Das hört sich vielleicht seltsam an, aber das konnte ich lange Zeit nicht behaupten. Ich habe zwar die Kilos auf meiner Waage schwinden sehen, aber große optische Veränderungen konnte ich nicht sehen. Es war ein schleichender Prozess. Bevor ich erkennen konnte, dass ich abgenommen hatte, musste ich erstmal erkennen wie dick ich überhaupt war.

In meinem Kopf sah ich ganz anders aus

Das die Realität und mein Selbstbild, wenig überein hatten, wurde mir in vielen Augenblicken und Situationen immer wieder bewusst. Da hing dieses Shirt im Schaufenster, wo ich dachte, dass ich reinpassen könnte, doch welches ich in der Realität nicht einmal anziehen konnte, weil es zu eng war. Da waren auch diese vielen Treppenstufen, die immer schwieriger zu bewältigen waren und ich oftmals schon eine Pause einlegen musste. Fotos auf denen man mein ganzes ICH sehen konnte, entsetzten mich und wurden gelöscht. Mit der Zeit wollte ich mich auch nicht mehr fotografieren lassen. Den Blick in den Ganzkörperspiegel habe ich gemieden und die Waage komplett ignoriert. Wenn man all diese Anzeichen ausblendet, bleibt ein verzerrtes Selbstbild. Ich wusste, dass ich stark übergewichtig war. Meine Makel habe ich gesehen und sie gehasst. Und doch habe ich mich nie so dick gesehen, wie ich war. All diese Augenblicke und Situationen habe ich verdrängt und mir mein Übergewicht klein geredet.

Es fällt mir schwer offen mit meinem Gewicht umzugehen.

Ich fange erst jetzt an zu begreifen, wie dick ich eigentlich war und noch immer bin. Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich die Frau, die ich Anfang des Jahres in meinem Kopf war. Nur mit dem Unterschied, diesmal bin ich es wirklich. Ich pruste immer noch, wenn ich viele Treppen steigen muss, aber ich brauche keine Pause mehr. Ich lasse mich wieder fotografieren. Selbst wenn mir das Ergebnis nicht immer gefällt, es wird nicht gelöscht. Ich versuche ehrlich und offener mit meinem Gewicht umzugehen und mich nicht mehr zu verstellen. Das alles kostet mich viel Überwindung und eine Menge Mut. Solche offenen Texte zu schreiben und Fotos von mir zu posten ist nicht einfach. Ich frage mich immer wieder, ob ich diese Beiträge veröffentlichen soll. Aber es ist wichtig für mich. Jede Reise hat ihren Anfang und dies ist meine Reise. Ich möchte diesen Weg nicht alleine gehen, denn ich weiß, dass ich viel Unterstützung und Hilfe brauchen werde. Auch von dir.

 

Liebe Grüße
NeLuMum



10 thoughts on “Ein falsches Selbstbild”

  • Wow.. ich finde das ganz toll und super mutig.. kenne das – man sieht im Spiegel nie was man eigentlich in der Realität ist und erst wenn man Fotos von einem sieht – oder die Kids fragen warum der Bauch so dick ist – wird es einem erst bewusst und schmerzt umso mehr…Weiter so!
    LG
    Cristina

    • Hallo Cristina,

      Ich freue mich, dass du mir geschrieben hast? Bevor ich den Blogpost veröffentlicht habe, habe ich echt gezögert. Aber es tut so gut, wenn man liest, dass es anderen auch so geht ? Danke, für deinen Zuspruch – es hilft wirklich beim Durchhalten und Weitermachen ❤️

  • Wow, 35 Kilo sind ne ganze Menge. Du hast schon soviel geschafft und schaffst auch noch mehr! Richtig toll! Und dann erreichst du auch deine Ziele die du die gesteckt hast ❤️ Ganz liebe Grüße

    • Dankeschön, Cindy 😀
      Das ist leb von dir. An manchen Tagen bin ich ungeduldig und möchte mein Ziel schon erreicht haben. Aber das geht ja leider nicht. Vermutlich ist das auch besser so. Es braucht ja auch Zeit aus seinen Fehlern zu lernen 😉 Ganz liebe Grüße an dich!

  • liebe nelumum
    als erstes wünsche ich dir ein frohes neues jahr! ich(mama von 4 Kids) habe heute in dem elternmagazin leben und erziehen einen Artikel
    über dich und deine abnahme gelesen. vielen vielen dank für diesen Artikel!
    Ich wiege 116kg und habe die abnahme immer vor mir hergeschoben. Ich habe mir selbst etwas vorgemacht.
    Dieses Jahr habe ich mir mal wieder vorgenommen etwas zu tun.
    dein Artikel heute war wie ein wink mit dem Zaunpfahl.Ich weiss es wird nicht einfach und es wird auch Rückschläge auf der Waage geben aber dein Artikel kam genau zur richtigen zeit.
    Du siehst au den Fotos so glücklich aus und das möchte ich auch einfach mal wieder.
    vielen vielen dank das du deine Geschichte mit uns teilst.
    viele liebe grüsse verena

    • Hallo Verena 🙂

      Dankeschön für deine lieben Worte! Ich freue mich, dass du auf meinen Blog gefunden hast. Es ist so schön, wenn man Gleichgesinnte findet 🙂
      Ich wünche dir für deinen Abnehmweg ganz viel Mut, Kraft und Ausdauer! Du kannst das auf jeden Fall schaffen 😉

      Wenn du magst können wir gerne in Kontakt bleiben. Schreib mir doch einfach eine Mail. Dann kannst du mir erzählen, wie es bei dir so läuft 😉

      Herzliche Grüße
      Kerstin

  • Hallo Kerstin,

    auch ich bin über leben und erziehen zu dir gestolpert. Das was du hier schreibst ist so wahr, die Selbstwahrnehmung stimmt hinten und vorne nicht ?. Ich merke es immer dann, wenn ich irgendwo oder irgendwen mit meiner dicken Hüfte anremple und erst dann merke, dass da eigentlich zu wenig Platz für mich war.
    Starte mit knapp 126 kg, zunächst mit Schokoladenentzug und dem versuch mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Ich werde bestimmt häufiger bei dir vorbei schauen.
    Grüße von der anderen Kerstin ?

    • Hallo Kerstin 😉

      Diese Situation mit dem Anrempeln kenne ich auch. Mir ist das ständig bei Sesseln und Stühlen passiert: Erst angeschaut und als ich mich hingesetzt habe, war ich erschrocken wie eng der Platz doch ist.

      Schokoladenentzug hört interessant an. Fällt dir das schwer? Ja, meine Bewegung versuche ich auch stetig zu erhöhen. Ich bin gespannt, wie es bei dir klappt. Ich würde mich freuen, wenn du mir mal wieder schreibst.

      LG 🙂

  • Hi
    Obwohl der Post schon etwas älter ist, trifft er, glaube uch, eine sehr wichtige Komponente. Danke fürs teilen, ich hoffe, dir gejts gut 🙂

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